Das chronische Schmerzsyndrom ist nicht nur eine Belastung für die Betroffenen, sondern auch für die Gesundheitsökonomie. Patienten, die permanent an Schmerzen leiden, benötigen andauernd Medikamente, gehen überdurchschnittlich oft zum Arzt, fallen häufig am Arbeitsplatz aus und sind weniger leistungsfähig bzw. belastbar. Neben den eigenen körperlichen und psychischen Nachteilen gibt es ebenso negative Auswirkungen auf die Wirtschaft – sowohl gesellschaftlich als auch die eigene finanzielle Situation betreffend.
Der Schmerztherapeut Karl Isak sieht einen grundsätzlich falschen Behandlungsansatz als hauptsächliches Übel für diese Situation. „Schmerzpatienten werden zum überwiegenden Teil symptomorientiert behandelt. Dabei stehen Medikamente an erster Stelle.“ Für Isak steht hinter jedem Symptom eine Ursache und solange diese nicht gefunden und bearbeitet wurde, kann der Schmerz nicht verschwinden, sondern höchstens überlagert werden. Der Psychologe hat dazu einen Vergleich aus dem praktischen Leben parat: „Nehmen wir einmal an, in Ihrer Wohnung oder in Ihrem Haus platzen in bestimmten Räumen immer wieder die Glühbirnen oder andere Beleuchtungskörper. Tag für Tag müssen Sie diese durch neue ersetzen. Sie behandeln dabei jedoch nur das Symptom, geben dafür viel Geld aus, müssen immer wieder die Glasscherben wegputzen, investieren viel Zeit in diese Tätigkeiten, können diese Räume auch nicht so einfach benutzen und tragen wohl bald einen Ärger mit sich herum. Diese platzenden Glühbirnen können in Folge Ihr Leben und Ihre Psyche ganz schön durcheinanderbringen.“ Aber irgendwann einmal werden Sie vielleicht doch beginnen, nach der Ursache zu forschen. Diese können Sie sehen. Vielleicht ist es eine fehlerhafte Lampenfassung oder ein Kabel. Vielleicht gibt es zu starke Stromschwankungen. Vielleicht spielt Ihnen jemand aus Ihrem Umfeld immer wieder einen Streich. Vielleicht sind die Beleuchtungskörper fehlerhaft. Wahrscheinlich gibt es noch weitere mögliche Ursachen, aber solange Sie die Ursache nicht beheben, werden Sie weiterhin zerplatzte Beleuchtungskörper vorfinden. Beim chronischen Schmerz ist es nicht anders. Wie bei diesem Beispiel mit den Glühbirnen versteckt sich auch beim Schmerz die Ursache. Sie ist nicht so einfach zu erkennen und muss erst gesucht und gefunden werden.“
Für Isak sind chronische Schmerzen immer die Folgen von psychischen Ursachen. „Es gibt keinen somatischen Grund, warum ein akuter Schmerz chronisch werden sollte. Irgendwann einmal heilt auch die schlimmste Verletzung einmal aus. Außer das Immunsystem ist geschwächt, was wieder auf eine labile Psyche hinweist, oder das Unbewusste verhindert den Heilungsprozess.“ Damit weist der Autor des Buches über die psychologische Schmerztherapie auch darauf hin, dass chronische Schmerzen in den meisten Fällen ihre Ursachen im Unbewussten haben. „Oft sind es frühere traumatische Erlebnisse oder auch aktuelle Krisen, eine konfliktbeladene Beziehung, Schuldgefühle, Ängste, Liebesverlust, Zurückweisungen, mangelnde Aufmerksamkeit und vermeintlich unbedeutende Kränkungen. Im Unbewussten kann vieles verborgen sein und solange man die eigentliche Ursache nicht aufdeckt, wird das Symptom aufrecht bleiben.“
Die Lösung sieht Isak in einer parallelen medizinischen und psychologischen Behandlung. Er hat auch für die Symptombehandlung ein Konzept erarbeitet, das im Gehirn den Schmerz bekämpft. Dabei werden neue neuronale Strukturen geschaffen, die körpereigene Schmerzmittel produzieren lassen. Der Ursache wird mit einer Psychotherapie auf den Grund gegangen und für das Symptom produziert der Körper eigene Hormone, die den Schmerz lindern. Für Isak muss das Ziel lauten, Medikamente zu verringern bzw. abzusetzen – nicht nur, weil sie viel kosten, sondern mitunter auch Nebenwirkungen haben, die auf Dauer dem Körper und der Psyche schaden können.