Die Überschrift mutet wohl als Provokation an. Schließlich leiden rund 25 Prozent der Bevölkerung an chronischen Schmerzen und all diese Patienten können nicht irren. Zur Klarstellung: Wir reden nicht vom akuten Schmerz, der eine wichtige Warnfunktion inne hat. Nun gibt es aber viele Forschungsergebnisse, die den chronischen Schmerz und das Schmerzempfinden völlig neu bewerten lassen.
Ein wichtiges Forschungsfeld sind Placebostudien und niemand wird den Placeboeffekt in Frage stellen wollen. Nun gibt es viele Schmerzstudien, die deutlich machen, dass Schmerzen individuell im Gehirn des Betroffenen gesteuert werden können. Patienten, die ein starkes Schmerzmedikament erhielten, dieses aber nicht als solches präsentiert erhielten, bewerteten eine pharmakologisch wirkungslose Kochsalzlösung, die aber als neuartiges hochwirksames Schmerzmedikament angepriesen wurde, weit besser also das Schmerzmedikament.
Eine eindrucksvolle Studie zum Thema Schmerz beschreibt die “rubber hand illusion”. Bei dieser Studie wurde ein Proband in einen Scanner geschoben und es wurden seine Gehirnaktivitäten beobachtet, während man ihn an der Hand pikte. Der Proband konnte die Szene auf einem Bildschirm mitverfolgen. Natürlich verspürte der Betroffene Schmerzen und das spiegelte sich in seinem Gehirn wider. Die Bilder zeigten das Schmerzempfinden deutlich. Nun spielte man – ohne das es der Proband bemerkte – anstatt seiner Hand eine Gummihand ein, die anstelle der echten Hand am Bildschirm zu sehen war. Diese wurde wieder gepikt. Der Proband dachte, dass die Hand, die er nun sah sich seine eigene Hand wäre und verspürte neuerlich Schmerzen und auch das spiegelte sich im Gehirn wider. Es gab somit Schmerzen, obwohl es nur eine Fiktion war! Das heißt, wir erzeugen die Schmerzen im Gehirn, völlig egal, ob es dafür einen realen Grund gibt oder nicht. Für den psychologischen Schmerztherapeuten DDDr. Karl Isak bestätigt diese Studie, wie wichtig es ist, Schmerzen psychologisch zu behandeln.
Egal, ob Placebostudien oder rubber-hand-illusion, die Beispiele zeigen, dass Schmerzen eine psychologische Dimension haben und durch Einbildung herbeigezaubert wie ebenfalls durch Einbildung zum Verschwinden gebracht werden können.